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Die deutschen Familiennamen haben sich im deutschsprachigen seit dem 12. Jahrhundert schrittweise durchgesetzt. Um Personen oder Familien näher zu beschreiben, sind individuelle Beinamen, die auf seine Tätigkeit oder ein besonderes Merkmal des Namensträgers anspielen, üblich. Bis um 1800 waren Wandel des Familiennamens durch geänderte Schreibweise, durch Umformung und durch Kürzung oder Erweiterung des Namens oder auch Ersatz durch einen völlig anderen Namen, keine Seltenheit und sie kommen bis in die Gegenwart vor. Weiter wurden Unterscheidungen gebraucht wie „der Ältere“ und „der Jüngere“ oder „Große NN“ und „Lütke NN“.

 In den historischen Dokumenten des Domkapitels zu Münster und in den westfälischen Adelsarchiven (Hülshof, Tinnen, Vögeding, Bisping, Kakesbeck) finden sich div. Dokumente, die bäuerliche Höfe oder Kotten in der Davert, im südlichen Münsterland, nördlich von Senden, betreffen. Darin wird auch auf Dartmann-Höfe oder Kotten Bezug genommen.

In dem Buch „Deutsche Namenkunde – Unsere Familiennamen nach ihrer Entstehung und Bedeutung“ von Max Gottschald, Berlin 1971, wird auf Seite 225 ausgeführt:                                 
DAR, DART: viell. zu an. Darr, dörr, ags. darodh, ahd. dart „Speer“. PN. Daroin, Terolf, Zu Der- umgelautet (vergl. Dann auch ahd. deran „schaden“), fällt es mit verbreitetem Dör- (<TEUER) zusammen, vgl. TER                                       
Zu Dart: Dart | mann, sch(t), Tartinger, Dertinger (mehrf. ON.). N. wie Dar | ke, gel. Dergel, Darchinger, Ter | ch, k viell. eher zu engl. Dark „dunkel“, ahd. Tarhnen „verbergen“, tarni „heimlich“ (vgl. Tarnkappe), desgl. Die N. mit n: Dern(er), Tern(er).

Soweit der Wissenschaftler.

 

Mir ist die, zwar unwissenschaftliche, aber mehr bodenständige Namensdeutung wahrscheinlicher, daß der Name „Dartmann“ eine Kontraktion aus der ortsgebundenen Namesgebung „thor Davert“ (Tor oder nach / zur Davert; mit „Davert“ als Bezeichnung für ein Moorgebiet) darstellt. Der „Dartmann“ ist somit der Mann, der am Rande des Moorgebietes wohnt.

 

Ausführungen von Dartmann Hubert, *06.07.1914; +28.12.2001:

Der Name Davert erscheint erstmals in einer Urkunde vom Jahre 1176, als das Domkapitel zu Münster ein Statut über die Vergabe seiner Obödienzen (kleinere Einkünfte aus Kapitelsgut zugunsten der Kanoniker) errichtet. Unter diesen Obödienzen wird auch ein „mansus in Daverteh“ genannt, der im Zusammenhang mit „Lacbergeh, Honseleh, Polaneh und Wilmunderebergeh“ aufgeführt steht. Mit „Lacbergeh“ ist ohne Zweifel Ladbergen, mit „Wilmunderebergeht“ die Bauernschaft Wilmsberg im Kirchspiel Borghorst und mit „Honselech“ die Bauernschaft oder der Schultenhof Hansell im Kirchspiel Altenberge gemeint.

In diesem Zusammenhang erscheint zum ersten Mal der Name eines Hofes Große Dartmann im Kirchspiel Westbevern. Nicht ganz auszuschließen ist, daß damit der Hof „Große Dart“, heute Große Dartmann im Kirchspiel Westbevern gemeint ist. Der Name „Dart“ wäre als eine Kontraktion von „Davert“ aufzufassen, wie ja auch der Name des Hofes Dartmann zu Senden ursprünglich Davertmann (noch 1672: Große Davert, Lütke Davert) entstanden ist.

Für 1383 läßt sich in der Sendener Dorfbauernschaft, die in ihrem südlichen Bereich an die Davert grenzt, ein Hof „Hinrich thor Davert“ (heute Große Dartmann) nachweisen. In späterer Zeit, 1498/99 werden „Hinrich und Johann ter Davert“ genannt. Der ältere Hof ist demnach geteilt worden, und es gibt jetzt einen Großen und einen Lütken Davert. „De lutke Davert“ wird z. B. 1501 erwähnt.

Da der Bau von größeren Kotten in der Davert untersagt war, die ja hauptsächlich den Bischöfen und verschiedenen Pfarreien gehörte, konnten keine Hausbauten entstehen. Die meisten Kotten sind erst um 1850 nach dem Aufteilungsrezess der Generalkommission Münster (1841) errichtet worden.

Alle Wege waren vor der Teilung Privateigentum und teilweise mit Drehbäumen verschlossen; so etwa der Weg von Davensberg nach Dartmannsbaum. Hier erhob noch 1857, obgleich unzulässig, das Haus Bisping ein Wegegeld.

Soweit die Ausführungen von Dartmann Hubert.

 

 

Da im frühen Mittelalter Moorgebiete (sog. Davert) häufig vorkommen, ist eine parallele Entwicklung von verschiedenen Dartmann-Familien (aber deutlich weniger als die Familien „Schmitt“, „Müller“, „Meier“, „Schulte“ in verschiedenen Namensformen) durchaus denkbar. So könnte sich, neben der Familie Dartmann im südlichen Münsterland, auch eine Familie Dartmann im nördlichen Münsterland, in Vadrup, nördlich von Telgte, zwischen West- und Ostbevern angesiedelt haben.

 

Gemeinsam ist jedoch die (spätere) Hofteilung durch den Lehnsherrn in Große und Kleine Dartmann, wenn zwei Nachkommen Interesse an der Hofführung zeigten: Der Ursprungshof wurde in zwei gleichgroße Höfe aufgeteilt. Der ältere Stammhalter Dartmann wurde zu Große Dartmann, der jüngere zu Lütke Dartmann umbenannt.

 

Nach dem derzeitigen Stand der Forschung lassen sich also verschiedene Dartmann-Sippen lokalisieren.

Die "Westfälische Gesellschaft für Genealogie und Familienforschung" vermerkt in ihrer Veröffentlichung "Die Höfe des Münsterlandes und ihre grundherrlichen Verhältnisse" von Bernhard Feldmann aus dem Jahre 1995 verschiedene Höfe, die ihre Pacht an verschiedene Lehnsherren zu erbringen hatten:

 

Kirchspiel Bauernschaft Pächter Lehnsherr  Pacht
Senden     Venne Große Dartmann Haus Hülshof 4 Reichstaler
Senden Venne Lütke Dartmann Haus Hülshof 4 Reichstaler
Westbevern Vadrup Große Dartmann Haus Tinnen
(Haus Vögeding)
2 Reichstaler
Westbevern Vadrup Lütke Dartmann Domkapitel 1 Reichstaler
14 Schilling
Rinkerode Altendorf Dartmann Haus Bisping 1 Reichstaler
Lüdinghausen Aldenhövel Dartmann Haus Kakesbeck 2 Reichstaler
7 Schilling

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus der Hof-Recherche, sofern sie heute noch vorhanden sind, ergeben sich folgende Informationen:

 

Venne (östlich von Senden)

         Große Dartmann, Dorfbauernschaft 110 (1383 Hof "Hinrich thor Davert", ab 1935 Geiping),
                                              Haus Hülshof eigen

         Lütke Dartmann, Dorfbauernschaft 111 (ab 1501, ab 1888 Mersmann), Haus Hülshof eigen
                                              (Am 04.02.1721 heiratet ein um 1695 geborenener Bernard Große Dartmann eine
                                              Maria Suttrup.)

 

Vadrup (westlich von Westbevern)

         Große Dartmann, Wiewelhook 50 (ab 1817 Alfers), Rudolph von der Tinnen eigen

         Lütke Dartmann, Wiewelhook 47 (ab 1858 Vogelsang), Domkapitel eigen

         Lütke Dartmann, Wiewelhook 30 (ab 1710 verschiedene Pächter, ab 1841 Lütke Dartmann gen.
                                             Deipenkötter) Freiherr von Korff eigen
                                              (Um 1595 heiratet ein Pferdekötter Lütke Dartmann eine Anna Ter Jolckenbeck.)

 

Rinkerode (südlich von Münster)

         Dartmann, Altendorf 35 (vor dem 17. Jahrhundert), Haus Bisping bzw. Kerckerinck zu Borg eigen
                                    (Am 30.11.1657 heiratet ein um 1600 geborener Melchior Albers, genannt Dartmann,
                                    auf den Hof Dartmann in Rinkerode ein.)

 

Lüdinghausen (südwestlich von Münster)

         Dartmann, Aldenhövel, Haus Kakesbeck eigen

 

Ein gemeinsamer Ursprung obiger Zweige (und dann noch aus einer Urfamilie Dartmann) läßt sich nach heutigem Forschungsstand noch nicht nachweisen.

 

 

Die Dartmann-Stämme erarbeiteten sich ihren Lebensunterhalt vorwiegend, wie im 15. / 16. Jahrhundert vielfach üblich, mit Frondiensten in der Landwirtschaft. Doch auch andere Berufsstände sind vertreten:
        Notar
        Siegler
        Vogt (Ferdinand Dartmann, Bestellung zum Vogt auf Haus Bisping um 1744)

 

 

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