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In der Familie des Johann Heinrich Dartmann (*21.04.1875 in Warendorf, +18.12.1957 in Salzbergen) existiert seit Mitte des 20. Jahrh. ein Ur-"Wappen" mit der Jahreszahl 1219 und ein "Buch über unsere Ahnen". Es war ein Geschenk von Hermann Dartmann (*07.04.1910 in Salzbergen, +05.04.1971 in Kempten (Allgäu) an seinen Vater Johann Heinrich.

Familie Hermann Dartmann, Kempten (Allgäu)Familie Hermann Dartmann, Kempten (Allgäu)Hermann Dartmann machte nach den Schuljahren eine Lehre als Maler und anschließend eine gründliche handwerkliche Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Münster (Westf.). Danach ging er auf Wanderschaft über Süddeutschland, Schweiz, Italien bis nach Tunis in Nordafrika. 1934 besuchte er die Meisterschule in Detmold und legte dort seine Meisterprüfung ab. Sein weiterer Weg führte ihn nach Konstanz am Bodensee, wo er erfuhr, daß in Kempten im Malergeschäft Wildburger wegen gesundheitlicher Probleme des Inhabers ein Meister gesucht würde. Am 02.11.1938 begann er seine Arbeit in dem alteingesessenen Betrieb und heiratete am 20.08.1941 die Tochter des Betriebsinhabers.

Vermutlich zu einem Firmenjubiläum sollte die Heimatverbundenheit, Bodenständigkeit aber auch Aufgeschlossenheit des Familienbetriebes mit der Präsentation von Familienwappen dokumentiert werden.

 

 

 

Wappen der Familie WildburgerWappen der Familie WildburgerDie Familiengeschichte der Wildburger (unabhängig von der Schreibweise Wilburger, Willburger, Wildburger) läßt sich bis in 14. Jahrhundert zurückverfolgen. 1551 erhalten die fünf Brüder Hanns, Peter, Michael, Heinrich und Caspar vermutlich aufgrund ihrer militärischen Verdienste für die Habsburger das Wappenrecht. Dem Wappen liegt wohl die Deutung des Familiennamens zugrunde. Der wilde Mann mit Krone im Wappenschild und die Burg als Helmzier soll „Wildburg“ darstellen; die Tanne auf den Schultern soll auf die Urbarmachung des Bregenzer Waldes hinweisen, dessen Wappen die Tanne ist. Auffallend ist auch, daß der Helm als „adelicher“ Turnierhelm bezeichnet wird. Die Erhebung in den Adelsstand erfolgt bereits 8 Jahre später.

Die Familiengeschichte der Dartmann aus dem westfälischen Münsterland konnte zu dem Zeitpunkt nicht so beeindruckend präsentiert werden. Hermann Dartmann soll sich daraufhin auf Spurensuche begeben haben. Ein von ihm in Nürnberg beauftragter Genealoge soll diese Dartmann-Familienforschungen betrieben und dokumentiert haben. Das Original-Buchgeschenk ist aber nicht mehr auffindbar.

 

Das „Ur-Wappen“ als Geburtstagsgeschenk von Hermann an seinen Vater Johann Heinrich wurde von mehreren Dartmann-Nachkommen in verschiedensten Materialien (z. B. Bleiverglasung, Mosaik-Fliesen oder – Duroplaste, Holz-Brandbilder, Stickerei, usw.) kopiert, voller Stolz gezeigt und dabei auf das Jahr 1219 verwiesen, dem Jahr, bis zu dem die Vorfahren lt. „Buch über unsere Ahnen“ zu belegen seine.

Wenn sich die obigen Zusammenhänge bestätigen würden, wäre es doch im Jahre 2019 ein besonderer Anlaß, diese 800-jährige Familiengeschichte zu feiern. Sich dabei jedoch auf unbelegbare Fakten zu berufen, denn das „Buch über unsere Ahnen“ war nicht auffindbar und das Wappen nicht belegbar, wäre doch sehr vage.

Daraufhin machte sich ein Enkel von Johann Heinrich, Robert Dartmann (*05.12.1953 in Salzbergen) auf Spurensuche. Der entscheidende Hinweis zum Buch kam von Johann Heinrichs Enkeltochter Rita Dartmann (*25.06.1958 in Salzbergen): Sie bestätigte, daß das „Buch über unsere Ahnen“ an mehrere Geschwister von Hermann Dartmann ausgeliehen worden sei. Der letztliche Verbleib des Buches könne jedoch nicht nachvollzogen werden. Das Buch hätte aber nicht den Titel „Die Dartmänner“, sondern „Die Stedinger“ getragen.

Eine Internet-Recherche mit diesen neuen Informationen ergab viele Treffer zu einem historischen Roman von Wolfgang Schreckenbach „Die Stedinger. Das Heldenlied eines Bauernvolkes“ aus der Deutschen Kulturbuchreihe, 1937. Das Buch mit einer Auflage von über 100.000 Exemplaren, war der größte Erfolg des Wolfgang Schreckenbach (*12.03.1904 in Klitzschen, Kreis Torgau, +01.03.1986 in Isny, bei Kempten im Allgäu) das vom völkischen Standpunkt aus den mittelalterlichen „Stedingerkrieg“ behandelt.

Historien-Roman "Die Stedinger"Historien-Roman "Die Stedinger"Nach der anfänglichen Besiedlung und Urbarmachung des Landes zu beiden Seiten der Weser, nördlich von Bremen im 12. Jahrh., kam es 1204 zum Aufstand der Siedler gegen die Bremer Erzbischöfe und Oldenburger Grafen. 1219 (identisch mit der Jahreszahl auf dem „Dartmann-Wappen) lösen sich die Stedinger vom Erzstift und bilden eine freie Samtgemeinde. Am 14.Juni 1230 schreibt Kaiser Friedrich II. aus Capua an die Stedinger, „dankt ihnen für die bisherige Unterstützung des Deutschritterordens und legt nahe, sich auch fernerhin seiner anzunehmen.“

In den folgenden Jahren kommt es jedoch immer wieder zu Scharmützeln zwischen den Stedinger Bauern und dem Bremischen Erzbistum. Am 27.05.1234, Sonnabend vor Himmelsfahrt, kommt es zur Schlacht. Ein mächtiges Erzbischöfliches Landheer, begleitet von einer Schiffsflotte, umgeht die Stedinger Verteidigungsanlagen und es beginnt die „Schlacht bei Altenesch". Die Stedinger erleiden hier eine vernichtende Niederlage gegen das Kreuzfahrerheer.

Bei dem „Buch über unsere Ahnen“ handelt es sich also nicht um ein genealogisches Werk über die Dartmann-Vorfahren, sondern um ein literarisches Historien-Werk aus dem 20. Jahrh. Die Identität des Antiquariats mit dem abhanden gekommenen Buch wurde von mehreren, in der Mitte des 20. Jahrh. geborenen Enkel von Johann Heinrich, die das Buch gesehen hatten, bestätigt, indem sie sich z. B. an grafische Gegebenheiten (Landkarten-Skizzen, Bucheinband) erinnerten.

Bürgerliches Wappen Hanns Tyrmann, Dresden, 1450Bürgerliches Wappen Hanns Tyrmann, Dresden, 1450Als nächstes wurde die Authentizität des Wappens überprüft. Heraldiker konnten einen Eintrag des vorgelegten Dartmann-Wappens in der deutschen Wappenrolle nicht nachweisen, doch fanden sie eine Ähnlichkeit mit dem 1450 eingetragenen Wappen der Patrizier-Familie Thyrman aus Dresden. In der Ausführung sei das Dartmann-Wappen nicht so einfach gehalten, wie es nach der Jahreszahl 1219 im 13. Jahrhundert (Anfänge der Wappennutzung) noch gebräuchlich war. Somit widersprächen sich Ausführung und Jahreszahl.

Es ist also nicht auszuschließen, daß Hermann, als Maler und Absolvent der Kunstgewerbeschule, nach der erfolglosen genealogischen und heraldischen Suche selber ein Familienwappen auf Basis eines anderen Wappen kreierte, dieses neben dem belegten Wappen seiner Frau im lokalen Malergeschäft ausstellte und anschl. seinem Vater zum Geburtstag schenkte.

Nun war der genealogische Forscherdrang initiiert und es wurden diverse Archive nach Dartmann-Spuren durchsucht, hunderte von Familien-Informationen gesammelt und zugeordnet, etliche Genealogen kontaktiert und versucht, die von verschiedenen Familienzweigen gegebenen Informationen in ein Bild zusammenzuführen. Die Informationen wurden  mit Stand Mitte 2019 in dem Buch "Dartmann - Chronik einer Großfamilie aus dem Münsterland" zusammenefaßt und veröffentlich. Um auch die Dartmann-stämmigen Personen zu erreichen, zu denen bislang noch kein Kontakt bestand, wurde diese Internet-Seite erstellt und wird bei neuen Informationen aktualisiert.

 

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